VOM SUCHEN UND FINDEN EINES NEUEN FIRMENSTANDORTES
Alles begann recht harmlos am letzten Arbeitstag vor Weihnachten 2012. Da wir mit zunehmend auftretender Platznot zu kämpfen hatten, fragte ich unseren Vermieter bei seinem Weihnachtsbesuch, ob er sich vorstellen könnte, an unserem damaligen Standort in Preding/Weiz einen Zu- und Umbau für uns zu machen. Nach kurzen Überlegungen, ich hatte ein grobes Konzept im Kopf, sagte er „Ja“ und das dies sicher kein großes Problem sein würde.
Anfang des Jahres 2013 begann ich dann meine Ideen auf Papier zu bringen - durch meinen früheren Beruf als Bautechniker in einem Planungsbüro einer Weizer Baufirma war dies für mich nicht schwierig - und wollte sie dann Mitte März unserem Vermieter präsentieren.
Ein Termin vor Ostern kam dann nicht zustande und so besuchten mich unsere Vermieter am Montag darauf in meinem Büro. Ihre ernsten Mienen konnte ich noch nicht deuten und auch ihre Aussage, dass es mit dem Zubau nichts werden würde da sie den Platz selber bräuchten, habe ich noch nicht wirklich als schlimm empfunden. Erst auf die Nachfrage, ob es eine andere Erweiterungsmöglichkeit gäbe, stellten Sie klar, dass sie mit „Platz“ auch unsere Halle und das Büro meinten. Ich muss wohl noch immer sehr ungläubig geschaut haben, als sie mir dann erklärten, dass sie für die Erweiterung der eigenen Firma die Halle benötigen und uns deshalb den Mietvertrag kündigen werden. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, vor mir lagen noch meine Ideen für den Zubau, ich war sprachlos und konnte dem weiteren Gespräch nur mehr in Phasen folgen. „So fühlt es sich also an, wenn man den Boden unter den Füßen verliert!“ dachte ich im Nachhinein.
In den Wochen darauf lernte ich nicht nur viele Webseiten von Immobilienbüros kennen, sondern kannte auch schon die eine oder andere Obstlagerhalle von Freunden und Bekannten, welche sich nach meinem Rundmail zum Teil sehr emsig an meiner Suche beteiligten. Auf der Achse von Weiz bis Gleisdorf, wo wir uns auf alle Fälle ansiedeln wollten, gab es zwar einige Objekte, aber bis auf eine zu große Lagerhalle mit zu kleinem Büro war nicht wirklich etwas Brauchbares darunter.
Diese „zu große Lagerhalle mit zu kleinem Büro“ direkt in Gleisdorf entpuppte sich zuerst als Glücksfall (Nähe zur S-Bahn und zur Agrana) und in weiterer Folge als Fluch (hohe Umbaukosten wegen zu viel Fläche). Wir hatten uns schon dafür entschieden, als nach und nach die Kostenvoranschläge für den Um- und Zubau sowie die Sanierung eintrafen und uns von Tag zu Tag mehr daran zweifeln ließen. Am Tag vor der Mietvertragsunterfertigung zogen wir schließlich die Notbremse und sagten alles ab. Die „Begeisterung“ der Vermieter kann man sich vorstellen…
Dieses Intermezzo in Gleisdorf hatte aber den Vorteil, dass sich herausstellte, dass ein Neubau gleich bzw. nur unwesentlich teurer kommen würde, als ein bestehendes Objekt für unsere Zwecke zu adaptieren. So hieß es dann im September „zurück an den Start“ und von nun an konzentrieren wir uns auf den, schon ganz am Anfang ins Auge gefassten, Neubau im Gewerbepark Albersdorf bei Gleisdorf.
Der Neubau, welcher vom Gleisdorfer Architekturbüro Janser Castorina geplant wurde, umfasst einen zweigeschossigen, ca. 250 m2 großen Bürotrakt und einen 6 m hohen, ca. 375 m2 großen Hallenbereich, in dem auf mindestens drei Ebenen gelagert werden kann. Es gibt auch einen Abfüll- und Verpackungsbereich, um unsere Fruchtzubereitungen selbst in Mustergrößen abfüllen und verpacken zu können.
Bis Ende des Jahres wollten wir alle Genehmigungen unter Dach und Fach haben, damit wir im März 2014 mit dem Bau starten können. Geplant war jedenfalls, dass wir in den Sommerferien übersiedeln und es ab Schulbeginn am neuen Firmenstandort so richtig losgeht.
Mitte Dezember 2013, konnten wir das erste Mal etwas durchatmen – die Baubewilligung war durch und am Silvestertag holten wir die Unterlagen vom Postamt ab. Das neue Jahr hat für uns somit schon einen Tag früher voller Freude begonnen. Die darauffolgenden Monate vergingen wie im Flug, der geplante Baubeginn Anfang März war aber nicht durchzubringen, zu umfangreich waren die Vorarbeiten und das Einholen der Angebote.
Am 1. April war es dann aber soweit, wir luden zum Spatenstich. Kein Aprilscherz, der Termin war Zufall, aber er passte uns recht gut! Zum Ersten bleibt so ein Tag sicher im Gedächtnis, zum Zweiten dachten wir uns, kann er dann immer als gute Ausrede herhalten, wenn während der Bauzeit doch mal etwas nicht ganz so rund laufen sollte. Die Ausrede haben wir Gott sei Dank nicht oft gebraucht, bis auf ein paar Kleinigkeiten verlief alles sehr reibungslos.
Einzig auf das Wetter war heuer kein Verlass. Im April waren wir noch hocherfreut, als es während der ganzen Erd- und Fundamentarbeiten nie geregnet hat, und so haben wir gehofft, dass es auch im Mai, wo das Holzskelett an der Reihe war, so weitergeht. Die Rechnung ging leider nicht auf. Der Mai war verregnet wie nie zuvor und obwohl unsere Holzbaufirma alles, so gut es eben möglich war, abgedeckt hat, war es nicht lustig anzusehen, wie die ganze Holzkonstruktion wochenlang dem Regen ausgesetzt war. Zum Glück verzeiht unbehandeltes Holz sehr viel!
Der Zeitdruck machte uns noch zusätzlich zu schaffen, wir mussten ja spätestens Ende August unseren alten Standort geräumt haben. Aufgrund dieser sehr knappen Bauzeit haben wir uns auch für die Leichtbauweise (ausgeschäumte Sandwichpaneele als Außenwand auf einem Holzskelettbau mit innenseitig angebrachter Gipskartonvorsatzschale) entschieden. Durch diese Bauweise musste von unten nach oben gearbeitet werden und so war das Dach noch nicht ganz dicht, da haben im Erdgeschoss schon die Innenausbauer begonnen, die Metallständerwände aufzustellen. Es war zum Teil kurios, aber so konnte die Baufirma mit viel Engagement und Improvisation die Bauzeit einhalten.
Ein Unwetter im Juni zeigte uns aber dann auch auf, dass nicht alles plan- und vorhersehbar ist. Am Morgen nach dem Unwetter tropfte es von der Holzdecke und unter den Fenstern gab es auch nasse Flecken. Die Ursache war rasch gefunden, der Fenster waren nur an der Holzkonstruktion dicht angeschlossen, nicht jedoch an der Paneelfassade. Die Fassadenbauer haben sich auf die Fensterbauer verlassen und umgekehrt. … Der Mangel war bald behoben und zum Glück trocknete das Ganze rasch aus, sodass bis auf ein paar leichte Wasserränder an der Holzsichtdecke keine Schäden zurückgeblieben sind. Danach ging es beim Innenausbau Schlag auf Schlag. An manchen Tagen waren bis zu zehn Professionisten gleichzeitig auf der Baustelle. Während die einen noch die Fußbodenheizung an die Luftwärmepumpe anschlossen, wurde am Dach bereits die Photovoltaikanlage installiert und der Elektriker montierte die KNX-Steuerung dort weiter, wo der Maler gerade fertig war.
Ende Juli, nach nur vier Monaten Bauzeit, konnten wir bereits den Kühlraum in Betrieb nehmen und am 25. August 2014 haben wir hier zum ersten Mal den gesamten Betrieb aufgenommen. Wir alle haben uns sehr gefreut und sind glücklich, endlich mehr Platz zum Arbeiten zu haben und in der Mittagspause nicht mehr am Schreibtisch essen zu müssen. Unsere Erwartungen wurden übertroffen, denn das Arbeitsklima ist hier wirklich ausgezeichnet!
Einige Fakten:
Bauweise: |
Holzskelettbau mit KLH-Massivholzdecke im Bürobereich, Flachdachkonstruktion mit innenliegendem Pluvia-Entwässerungssystem, geschäumte Sandwichpaneele als Außenwand mit innenliegender Gipskartonvorsatzschale |
Bruttogeschossfläche gesamt: |
690 m² |
Nettonutzfläche: |
Büro 238 m², Hallenbereich: 381 m² |
Umbauter Raum: |
3.600 m³ |
Dämmungsstärken |
Außenwand: Büro 22 cm, Halle 14 cm; Dach: B 30 cm, H 20 cm; Boden: B 20 cm, H 10 cm |
Gesamtenergieeffizienzfaktor |
Klasse A+ |
Heizwärmebedarf |
10,9 kWh/m³a |
Heizungssystem |
Fußbodenheizung mittels Luftwärmepumpe |
Alternativenergie |
10,5 kWp Photovoltaikanlage |
Elektroinstallation |
u.a. mit KNX-Steuerung (Bus-System) |
Bauzeit: |
knapp 5 Monate |
Gesamtinvestition: |
rd. 900.000 Euro netto |